Athene - Konzept zur Raketen-Frühwarnung

Ausgangslage

Durch internationale Proliferations- und Rüstungsaktivitäten ist eine steigende Bedrohung durch ballistische Raketen und Massenvernichtungswaffen festzustellen. Neben den bekannten Großmächten, sind vor allem auch immer mehr Staaten mit instabilen Strukturen und schwer einzuschätzenden Regimen zu berücksichtigen.

Zu Zeiten des Kalten Krieges war hauptsächlich das Thema „Raketenabwehr“ im Blickpunkt möglicher Gegenmaßnahmen. Die damaligen Großmächte verfügten über große Arsenale an operationellen ballistischen Raketen. Dies ist für eine Reihe von Staaten mit aktuell problematischer Raketenrüstung nicht der Fall. Diese befinden sich in einem Entwicklungsprozess, der Jahre in Anspruch nehmen wird.

Aus heutiger Sicht ist es daher sinnvoll, eine mögliche Gegenstrategie nicht auf einen bewaffneten Konflikt zu beschränken, sondern bereits so schnell wie möglich auch politische und diplomatische Aktivitäten mit den dafür notwendigen Informationen zu versorgen. Somit entsteht ein realistisches Bild über entstehende Bedrohungen, sowohl deren Existenz, als auch deren Nicht-Existenz kann dokumentiert werden.

Zudem besteht die Notwendigkeit technische Ansätze zu entwickeln, deren Realisierung nicht von vorne herein jedes realistische Budget überfordern würden.

Athene – der neue deutsche Ansatz

Bei der OHB-System AG wurde eine Lösung auf Basis der aktuellen Situation entworfen. Das System „Athene“ kann Raketenflüge in der Brennphase und auch nach dem Ausbrennen der Rakete vermessen. Das System Athene hat keine globale Abdeckung, deckt aber alle Länder mit bedrohlichen Raketenrüstungen in den kommenden Jahrzehnten ab. So kann z.B. die Nicht-Überwachung des russischen Hoheitsgebietes heute als zusätzlicher Vorteil gesehen werden, weil somit eine Störung internationaler politischer Beziehungen ausgeschlossen werden kann.

Athene besteht aus einem äquatorialem Ring von Satelliten in einem niedrigen Erdorbit LEO. Im Vergleich zu anderen LEO-Konzepten sind lediglich bis zu 10 Satelliten notwendig. Die Satelliten nutzen bei dieser Anordnung die Möglichkeit, eine Rakete vor dem kalten Weltraumhintergrund zu detektieren. Somit wird das Hauptproblem der satellitengestützten Frühwarnung, die eindeutige Identifizierung einer Rakete mit niedriger Fehlalarmrate vor der hellen Hintergrundstrahlung der Erde, bei gleichzeitiger Entfernung von ca. 40.000 km umgangen. Somit fallen dann in der Folge weitere Kostentreiber weg. Neben den im Vergleich niedrigen Anforderungen an die Sensorik, vereinfacht sich auch die gesamte Kommunikationsanbindung. Die niedrige Erdumlaufbahn ermöglicht es auch kleine Satelliten auf kleinen Trägerraketen zum Einsatz zu bringen, die Satelliten selbst können auf der bewährten SAR-Lupe-Plattform basieren. Die geschätzten Kosten sind für ein System dieser Leistungsfähigkeit erstaunlich gering und können mit ca. 500 Mio. Euro abgeschätzt werden.

Nutzen für Deutschland/Europa

Deutschland/Europa sollte den Ideenvorsprung, den es mit Athene erreicht hat, nutzen. Somit wäre es möglich auf Basis eigener Urteilsfähigkeit, bedrohliche Raketenentwicklungen Monate bis Jahre im voraus zu detektieren bzw. auch deren Nicht-Existenz. Somit würden Zeitspielräume für die Diplomatie gewonnen. Im Bündnis würde Athene neue Fähigkeiten schaffen, über die heute noch kein anderer Partner verfügt. Zudem könnten Synergien mit anderen Bereichen genutzt werden. Für die Zukunft wird in der (militärisch und zivilen) Fachwelt einem Weltraumüberwachungssystem eine große hoheitliche Bedeutung zugesprochen. Athene könnte mit einer Zeitverzögerung von ca. 20 Minuten den gesamten LEO-Bereich überwachen und katalogisieren.